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Nahaufnahme einer Erdkröte (Bufo bufo)EINE NATUR - EINE WELT - UNSERE ZUKUNFT: UN-Naturschutzkonferenz Bonn 2008

Ernährung

Junge hält Paprika vor Gemüseregal

Gesund und abwechslungsreich soll unser Essen sein. Aber mehr als zwei Drittel unserer Nahrung stammen von gerade mal zwölf Pflanzen- und fünf Tierarten. Wenn die biologische Vielfalt verloren geht, kann das die weltweite Nahrungsversorgung gefährden.

Biodiversität sichert die Vielfalt auf dem Esstisch

Die Natur bietet eine riesige Auswahl: 270.000 Gefäßpflanzenarten sind bekannt, ungefähr 30.000 davon sind essbar. Doch nur rund 150 Arten werden in größerem Umfang angebaut.  Aus 20 Pflanzenarten werden weltweit 90 Prozent der Nahrungsmittel hergestellt. Ein großer Teil unserer ursprünglichen Nutzpflanzenvielfalt wird kaum oder gar nicht mehr genutzt, weil die moderne Landwirtschaft nur noch wenige Hochleistungssorten anbaut. Bei den Nutztierassen ist ebenfalls eine Konzentration auf wenige Hochleistungsrassen zu beobachten. So spielen bei der Milcherzeugung in Deutschland heute nur noch zwei Rassen - Holstein-Schwarzbunt und Fleckvieh - eine wesentliche Rolle.

Die Spezialisierung auf wenige Arten hat zwar einen Vorteil: Sie liefert höhere Erträge. Die Kehrseite ist aber: Mehr und mehr geht die genetische Vielfalt unserer landwirtschaftlichen Kulturpflanzen und Nutztiere verloren und damit auch die Grundlage für künftige innovative Züchtungen. Viele dieser Pflanzen und Tiere sind anfälliger für Krankheiten und Schädlinge und empfindlicher gegenüber Klimaänderungen. 

Vielfalt macht widerstandsfähig

Nicht nur wegen eines abwechslungsreichen Speiseplans muss die Fülle an Arten erhalten bleiben. Nur genetische Vielfalt kann widerstandsfähige Nutzpflanzen hervorbringen. Deshalb dürfen die ursprünglichen Verbreitungsgebiete der Wildformen unserer Kulturpflanzen nicht verlorengehen. Denn nur der Reichtum an Arten stellt sicher, dass sich die Pflanzen gegen Parasiten, Krankheiten und Umwelteinflüsse wappnen können.

Ein Beispiel: In den siebziger Jahren vernichtete ein Virus große Teile der Reisernte in Indien und Südostasien. Die Forscher testeten mehr als 6300 Reissorten, um eine einzige resistente zu finden. Ihr Glück war die Artenvielfalt der Pflanze: Die 6.300 bekannten Reissorten haben ihrerseits eine Fülle von Sorten ausgebildet - ein riesiger Genpool.

Arten sind Schätze der Natur

Pflanzen und Tiere dienen nicht nur als Nahrungsmittel für uns Menschen, sie sorgen auch für ein Gleichgewicht in der Natur. Nützlinge halten Schädlinge in Schach. Bodenorganismen sorgen für einen nährstoffreichen Boden. Insekten sichern als Bestäuber den Fortbestand von vielen Pflanzen.

Die Artenvielfalt bei den Tieren ist ebenfalls gefährdet. Von den 14.000 bekannten Säugetieren und Vögeln werden ungefähr 30 für die Landwirtschaft genutzt. Rind, Schwein und Huhn - das sind nur drei von den 15 Arten, die etwa 90 Prozent des Viehbestands weltweit ausmachen. In den vergangenen 15 Jahren sind jedoch mehr als 300 der 6.400 Nutztierrassen ausgestorben, so die Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO).

Genetische Ressourcen sind Schätze der Natur. Zum Beispiel ist die regionale Vielfalt der Nutztiere sehr wichtig. Denn die Tiere haben sich über Jahrtausende optimal an die Nahrung vor Ort, das Wetter und die dort lebenden Parasiten angepasst. Gezüchtete Tiere können mit diesen teilweise widrigen Lebensumständen oft nur schlecht umgehen.