Ernährung und Biodiversität: Wie Vielfalt auf dem Esstisch die Zukunft sichert
In einer Welt, in der Klimawandel, Ressourcenknappheit und wachsende Bevölkerungszahlen große Herausforderungen darstellen, rückt das Thema Biodiversität stärker in den Fokus. Forschungseinrichtungen und internationale Organisationen betonen seit Jahren, dass die biologische Vielfalt nicht nur die Grundlage für widerstandsfähige Ökosysteme bildet, sondern auch ein zentrales Element für eine gesunde und nachhaltige Ernährung ist. Für das Jahr 2025 zeigen aktuelle Studien, dass die Abhängigkeit von wenigen Hochleistungssorten in der Landwirtschaft zugenommen hat – was das globale Ernährungssystem weiter verwundbar macht. Genau hier setzt der Schutz und die Förderung einer reichen Arten- und Sortenpalette an, die eine langfristige Versorgung mit gesunden Lebensmitteln sicherstellen soll.
Inhaltsverzeichnis
Toggle- Die Grundlage: Warum Biodiversität für unsere Ernährung so wichtig ist
- Status quo: Immer weniger Kulturen, immer größere Herausforderung
- Fallbeispiele: Krankheiten und die Rolle der Artenvielfalt
- Wildformen, Ur-Getreide und regionale Rassen: Die wahren Schätze der Natur
- Innovationen und Schutzmaßnahmen: Wie eine diverse Landwirtschaft Behörden und Verbraucher überzeugt
- Ein Blick nach vorn: Was Verbraucherinnen und Verbraucher tun können
- Zukunftssicherung durch genetische Vielfalt
- Fazit
Die Grundlage: Warum Biodiversität für unsere Ernährung so wichtig ist
Die biologische Vielfalt spiegelt sich in drei Bereichen wider: in der Fülle der Ökosysteme, der Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten sowie der genetischen Breite innerhalb einer Art. Für die Nahrungsversorgung bedeutet dies konkret:
- Die Ernährungspflanzen stammen aus unterschiedlichsten Lebensräumen und liefern wichtige Makro- und Mikronährstoffe in variierender Zusammensetzung.
- Ein breiter Genpool innerhalb einer Pflanzen- oder Tierart erhöht die Widerstandskraft gegen Krankheiten, Schädlinge und Klimaveränderungen.
- Ökosysteme mit vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten sind stabiler, weil sogenannte „Nützlinge“ (z. B. Bestäuber und natürliche Schädlingsbekämpfer) in ausreichendem Maß vorhanden sind.
Inzwischen ist bekannt, dass weltweit lediglich 20 Pflanzenarten etwa 90 Prozent der Nahrungsmittelproduktion ausmachen. Auf den ersten Blick führt diese Spezialisierung zu höheren Erträgen und damit einer scheinbar effizienteren Landwirtschaft. Doch aus Sicht der Ernährungssicherheit zeigt sich, dass diese „Monokultur“ an hochgezüchteten Sorten den Reichtum der Natur stark einschränkt und Risiken birgt.
Status quo: Immer weniger Kulturen, immer größere Herausforderung
Aktuelle Erhebungen internationaler Forschungszentren verdeutlichen, dass noch mehr als zwei Drittel unserer Ernährung – trotz wiederholter Warnungen – von nur zwölf Pflanzen- und fünf Tierarten abhängen. Zugleich haben sich wenige Hochleistungsrassen bei Nutztieren wie Rind, Schwein und Huhn global durchgesetzt. In Deutschland dominieren weiterhin zwei Milchviehrassen, während etwa ältere, robustere Rassen zunehmend zurückgedrängt wurden.
- Konzentration auf Hochleistung: Der Ertrag pro Fläche oder Tier blieb in den vergangenen Jahren hoch, hat jedoch in einigen Regionen bereits seine Grenze erreicht.
- Zunehmende Anfälligkeit: Intensive Landwirtschaft führt zu monocodierten Genpools. Gerade Mais-, Reis- und Weizensorten reagieren empfindlicher auf Pflanzenkrankheiten, die sich schneller ausbreiten können.
- Klimatische Extreme: Hitzewellen, Dürren und Starkregenereignisse treten häufiger auf; hochspezialisierte Pflanzen und Tiere stoßen dabei oft an ihre Belastungsgrenzen.
Forschende stellen fest, dass in den letzten zehn Jahren mehrere hundert lokale Nutztierrassen weltweit ausgestorben sind. Gleichzeitig geht die Vielfalt bei traditionellen Gemüsesorten – von alten Tomatensorten bis hin zu Urgetreiden – stetig zurück.
Fallbeispiele: Krankheiten und die Rolle der Artenvielfalt
Aus historischer Sicht hat sich immer wieder gezeigt, wie anfällig eine homogene Agrarlandschaft für Krankheiten sein kann. Das berühmte Beispiel aus den 1970er-Jahren im Reisanbau ist bis heute lehrreich: Ein Virus breitete sich massenhaft aus und bedrohte damals die Grundnahrung Asiens. Erst die genetische Vielfalt unterschiedlichster Reissorten machte es möglich, eine resistente Variante herauszufiltern und den Zusammenbruch der gesamten Ernte zu verhindern.
In der Forschungspraxis 2025 fällt zudem auf, dass auch Pilzkrankheiten und Schädlinge, etwa bei Weizen und Bananen, durch Mutationen und sich ändernde Klimabedingungen an Aggressivität gewonnen haben. Forscherinnen und Forscher entwickeln deshalb ständig neue Zuchtlinien und versuchen dabei, Wildformen mit robusten Eigenschaftsmerkmalen einzukreuzen. Doch genau diese Wildformen sind bedroht, wenn ihr ursprünglicher Lebensraum schwindet – sei es durch Waldrodungen, Trockenlegungen von Feuchtgebieten oder immer mehr Siedlungsbau.
Wildformen, Ur-Getreide und regionale Rassen: Die wahren Schätze der Natur
Die genetische Ressource vieler alter Haustierrassen und ursprünglicher Nutzpflanzen hat sich über Jahrtausende an lokale Bedingungen angepasst. Das bedeutet:
- Robuste Tiere: Sie kommen mit klimatischen Schwankungen, regionalen Krankheiten und begrenzten Futterressourcen besser zurecht.
- Vielseitige Pflanzen: Regionaltypische Getreide- und Gemüsesorten besitzen oft ausgeprägtere Resistenzmerkmale gegenüber Schädlingen, Pilzen oder wechselnder Witterung.
Denn eine lokale Kuh- oder Schafrasse ist häufig an genau das Klima, das Futterangebot und die Krankheitserreger in ihrer Heimatregion angepasst. Ähnliche Vorteile zeigen alte Obst- und Gemüsesorten, die unter verschiedenen Bodenverhältnissen gedeihen und widerstandsfähiger gegenüber Hitze und Trockenheit sein können.
Innovationen und Schutzmaßnahmen: Wie eine diverse Landwirtschaft Behörden und Verbraucher überzeugt
Um den Verlust an Arten und Sorten einzudämmen, setzen internationale Organisationen und Regierungen auf mehrere Strategien:
- Saatgutbanken und Genbanken: Das Svalbard Global Seed Vault in Norwegen erhält weiterhin große Aufmerksamkeit und wurde in den letzten Jahren ausgebaut. Zusätzliche regionale Saatgutbanken entstehen gezielt in Ländern, die eine hohe Artenvielfalt aufweisen.
- Netzwerkprojekte: Verschiedene EU-Initiativen und globale Pilotprojekte fördern Bauernkooperativen, die alte Nutztierrassen und lokale Sorten erhalten. Dabei geht es um Finanzhilfen, Vermarktungsstrategien und Fachwissen zum Erhalt genetischer Vielfalt.
- Zuchtforschung: Universitäten und Unternehmen entwickeln vermehrt Mischkulturen, resistente Hybridsorten und nutzen Methoden wie CRISPR, um gezielt Merkmale von Wildformen in Kulturpflanzen zu integrieren.
- Aufklärung: Verbraucherinnen und Verbraucher werden über die Bedeutung einer vielfältigen Ernährung informiert. Regionale Lebensmittelmärkte, Bioläden und Gastronomie-Konzepte, die alte Sorten in neue Rezepte integrieren, erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Ein Blick nach vorn: Was Verbraucherinnen und Verbraucher tun können
Die Nachfrage bestimmt maßgeblich das Angebot. Um den Erhalt der Biodiversität in der Landwirtschaft zu unterstützen, kann jeder Einzelne bereits kleine Schritte gehen:
- Vielfalt auf dem Speiseplan: Seltene Gemüsesorten, alte Obstsorten und regionale Spezialitäten probieren und schon beim Einkauf auf die Herkunft achten.
- Unterstützung lokaler Betriebe: Ab-Hof-Verkauf, Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) oder Erzeugerkooperativen bieten die Chance, direkt an nachhaltigen Projekten teilzunehmen.
- Bewusste Auswahl tierischer Lebensmittel: Je größer die Nachfrage nach Produkten von robusten, lokal angepassten Tierrassen, desto eher halten Höfe diese Rassen am Leben.
Durch diese Maßnahmen kann die Ernährung wesentlich abwechslungsreicher gestaltet werden, während gleichzeitig der Einsatz von Pestiziden und Antibiotika im Rahmen einer artgerechteren Tierhaltung sinkt.
Zukunftssicherung durch genetische Vielfalt
Experten und Expertinnen sehen im Jahr 2025 deutlicher denn je, dass die großflächige Spezialisierung auf nur wenige Hochleistungssorten langfristig gesehen ein Risiko für die Welternährung darstellt. Rasante Veränderungen durch den Klimawandel und neue Krankheitserreger können ohne genetische Vielfalt gleichermaßen Pflanzen und Tiere an ihre Grenzen bringen. Um dem entgegenzuwirken, rückt der Schutz der natürlichen Genpools immer mehr in den Mittelpunkt agrar- und umweltpolitischer Debatten.
Dies gilt besonders für Regionen mit hoher biologischer Vielfalt, die gleichzeitig zu den ärmsten Gebieten der Welt zählen und vom Klimawandel besonders hart getroffen werden. Internationale Kooperationen und Investitionen in Forschung, Ausbildung und Infrastruktur sollen den Menschen vor Ort ermöglichen, widerstandsfähige Sorten zu kultivieren und zu vermarkten.
Fazit
Biodiversität in der Landwirtschaft bedeutet mehr als nur eine größere Auswahl an Gemüse, Getreide und tierischen Produkten auf dem Esstisch. Sie ist eine wesentliche Säule globaler Ernährungssicherheit und ein Schlüssel, um dem Klimawandel sowie neuen Schädlingen besser begegnen zu können. Wildformen, alte Rassen und regionale Sorten gelten als „gute Gen-Reserve“ für die Zukunft. Wer sie aktiv fördert, trägt zum Erhalt eines stabilen und abwechslungsreichen Ernährungssystems bei. So wird nicht nur die Landwirtschaft widerstandsfähiger, sondern auch unsere Ernährung bleibt gesund und vielfältig – eine echte Lebensversicherung für alle Generationen.
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